Benutzerdefinierte russische Chopper

Vladislav Belyakov, der CEO von BOX39 mit Sitz in St. Petersburg (Russland), war lange von der Idee getrieben, ein Traummotorrad zusammenzustellen. Durch seine Recherche auf dem Motorrad-Tuning-Markt in der Russischen Föderation stellte er fest, dass die meisten Komponenten für benutzerdefinierte Motorräder importiert werden müssen, was zu Kostensteigerungen und längeren Lieferzeiten führen würde. Dies liegt daran, dass es nur sehr wenige Unternehmen in dem Land gibt, die die benötigte CNC-Ausrüstung liefern können, um qualitativ hochwertige, benutzerdefinierte Komponenten zu angemessenen Kosten zu produzieren. 

„Unsere Marktforschung hat uns gezeigt, dass lokale benutzerdefinierte Motorradprodukte von Unternehmen hergestellt werden, die die hohen Toleranzanforderungen nicht erfüllen können“, so Belyakov. „In den meisten Fällen mussten diese Unternehmen zeitraubende und teure manuelle Endbearbeitungen durchführen. Außerdem waren sie in vielen Fällen nicht in der Lage, komplexe Teile mit unregelmäßigen Formen wie mehr als einem Hinterschnitt, Oberflächenöffnungen und Übergänge in verschiedenen Ebenen herzustellen.“

Belyakov wurde das Gefühl nicht los, dass sich ihm hier eine Geschäftsmöglichkeit bot, moderne Herstellungsmethoden für die Produktion benutzerdefinierte Motorradkomponenten einzusetzen. „Ich bin in 2011 ein großes Risiko eingegangen, als ich diesen Karrieresprung wagte und von einem Finanzdienstleister zur Herstellung von Motorradteilen wechselte“, so Belyakov. „Unsere erste Produktionsstätte war eine Mietgarage. Innerhalb von sechs Monaten nach Gründung hatten wir unser erstes Produkt entwickelt und produziert – und das alles mit einem sehr knappen Budget.“

Die HAAS UMC-750 von BOX39 produziert ein Teil mit einem Programm, das mit der ESPRIT CAM-Software hergestellt wurde.

Seitdem hat BOX39 drei weitere einzigartige Produkte entwickelt und auch ein erfolgreiches Motorrad-Tuning-Geschäft aufgebaut, zu dessen Angebot auch die Installation von Zubehör sowie das Lackieren gehören, um das Konzept, das Erscheinungsbild und die Leistung eines serienmäßig hergestellten Motorrads von der Stange in ein maßgeschneidertes Motorrad zu ändern. Das Unternehmen wuchs schnell.

„Im letzten Jahr entschieden wir uns dazu, unsere Produktionsstätte zu automatisieren. Dafür haben wir unsere erste CNC-Maschine angeschafft“, erläutert Belyakov. „Damit konnten wir nicht nur die Qualität und Effizienz der Produktion unserer vorhandenen Produkte verbessern, sondern können in Zukunft auch neue Teile mit komplexeren Geometrien entwickeln, die mit konventionellen Methoden nicht produziert werden können. Nachdem wir viel Zeit damit verbrachten, unterschiedliche Werkzeugmaschinen auszuwerten, haben wir uns für das Haas UMC-750 universelle 5-Achsen-Bearbeitungszentrum entschieden. Wir sind davon überzeugt, dass durch den Einsatz moderner Ausrüstung und Software im Produktionszyklus Kostensenkungen und Lieferzeitverkürzungen realisiert und darüber hinaus auch die Qualität und der künstlerische Wert unserer Produkte verbessert werden können. Und dadurch wiederum werden wir in die Lage versetzt, den Gesamtmarkt für benutzerdefinierte Motorräder zu erweitern.“

Durch die mehrachsige Bearbeitung können die Einrichtungszeiten verkürzt und die Bearbeitungspräzision komplexer Teile, die an mehreren Winkeln bearbeitet werden, erhöht werden.  Die Haas UMC-750 ist ein vielseitiges universelles 5-Achsen-Bearbeitungszentrum mit 762 x 508 x 508 Achsmaß und integriertem Zweiachs-Drehtisch. Die Maschine ist mit einer direktangetriebenen 40-Kegelspindel (8100 oder 12000 U/min) ausgestattet und verfügt standardmäßig über einen 40+1 werkzeugseitig montierten Werkzeugwechsler. Der Schwenkzapfen ermöglicht es den Herstellern, Teile in fast jedem Winkel für eine 5-seitige Bearbeitung auszurichten und bietet die Möglichkeit einer gleichzeitigen 5-Achsen-Bewegung zur Konturierung und komplexen Bearbeitung. Die Maschine ermöglicht eine Neigung von +110 bis -35 und eine 360-Grad-Drehung für hervorragende Werkzeugfreiheit und genug Raum für große Teile.

BOX39 nutzt ESPRIT zur Programmierung von 5-Achsen-Maschinen und zum Bau benutzerdefinierter Motorradkomponenten

Igor Bystrov, ein Konstrukteur und Technologe bei BOX39, erinnert sich daran, wie damals die Entscheidung für die CAM-Software getroffen wurde: „Nachdem wir die Maschine, die Schneidwerkzeuge und die weitere Ausrüstung bestellt hatten, begannen wir mit der Suche nach der optimalen CAM-Software. Wir suchten nach einer Software, die sowohl 3-Achsen- und als auch 5-Achsen-Fräsbearbeitung bietet und die mit unserer SolidWorks CAD-Software kompatibel ist – natürlich zu einem angemessenen Preis. Selbstverständlich benötigten wir auch einen Postprozessor für unsere CNC-Maschine. Nur zwei CAM-Softwarepakete, die in Russland angeboten wurde, erfüllten diese Anforderungen. Wir entschieden uns für ESPRIT von DP Technology, da diese Software einen Haas-zertifizierten Postprozessor und das virtuelle Modell HAAS UMC-750 umfasst. Weitere Faktoren bei unserer Entscheidung waren das umfassende Schulungsangebot und der technische Support, der durch DP Technology in Russland geboten wird.“

Ende 2014 erhielt BOX39 seine ESPRIT-Lizenzen. „Wir hatten bereits etwas Erfahrung mit unserem CAD-System, waren jedoch weder mit G-Codes und M-Codes noch mit CAM-Software vertraut“, so Belyakov. „Unsere Techniker nahmen an einer einwöchigen Schulung teil und und begannen sofort mit der Entwicklung von CNC-Programmen für die 5-Achsen-Maschine. Wir konnten beinahe sofort loslegen, weil der Postprozessor von Beginn an perfekt funktionierte. Seither haben wir viele CNC-Programme entwickelt und arbeiten weiter daran, unsere Programmierfähigkeiten zu vervollkommnen. Heute können wir unseren Kunden eine deutlich bessere Qualität und Produktivität als andere Unternehmen auf dem Markt für maßgeschneiderte Motorradkomponenten bieten.“

Vladislav Belyakov, Gründer von BOX39 und sein mit ESPRIT und der HAAS UMC-750 entwickeltes Produkt